„Ich kann Querdenkern nicht folgen“
Corona-Pandemie und ihre Folgen: Ratsvorsitzender Hans-Peter Weber mahnte zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen
Der Vorsitzende des Samtgemeinderates Land Hadeln, Hans-Peter Weber, hat die letzte Sitzung in diesem Jahr dazu genutzt, in einer emotionalen Rede auf die Corona-Krise einzugehen, über Einschränkungen beim Weihnachtsfest zu sprechen und sich auch mit „Querdenkern“ zu beschäftigen. Nachfolgend ein Auszug aus seiner Rede: „Vor einem Jahr konnte sich keiner von uns vorstellen, was in 2020 auf uns zukommen würde.
Der Begriff ‘Pandemie’ war vielleicht einigen von uns geläufig. Ja, wir hatten auch schon die Nachrichten über einen neuen Virus aus Wuhan in China zur Kenntnis genommen. Aber China war doch so weit weg. Wir wurden eines Besseren belehrt. In einer globalisierten Welt verbreitet sich ein Virus eben auch ohne Visum und in einer Geschwindigkeit, die durch die Verkehrsmittel bestimmt wird. Wir alle sind mehr denn je dazu aufgerufen, den Empfehlungen der Fachleute zur Vermeidung der Verbreitung des Covid-19 und den Regelungen der Behörden und Landesregierungen Folge zu leisten. Wer will im Angesicht der vielen persönlichen und familiären Tragödien die Notwendigkeit von starken Kontaktbeschränkungen oder einem Lockdown ernsthaft bezweifeln? Ja, man darf in einer Demokratie anderer Meinung sein und man darf ‘quer denken’. Ich kann aber den Querdenkern in diesen Tagen mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest nicht folgen. Und insbesondere nicht, weil sie sich mit Neo- und Alt-Nazis, mit Reichsbürgern und mittlerweile auch mit Antisemiten gedanklich verbünden. Ja, Weihnachten ist das Fest der Familie. Wer möchte nicht all seine Großeltern, Eltern, Kinder und Enkelkinder, Geschwister oder Neffen und Nichten sehen und treffen? Aber es geht nun einmal dieses Jahr nicht. Und was haben wir denn schon auszustehen? Bis auf wenige hat jeder ein Zuhause. Bis auf wenige hat jeder satt zu essen und zu trinken. Und bis auf wenige sind wir hier in Land Hadeln von der Pandemie bisher verschont worden. Während eines Fernsehinterviews vor einigen Tagen, bei dem ein bekannter Politiker gegen verschärfte Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten mit der familiären Zusammenkunft argumentierte, fiel mir ein, was mein Vater mir vor einigen Jahren einmal berichtete. Er hat von 1939 bis 1945 kein Weihnachten mit seinem Vater verbracht. Er hat in diesen Jahren mehrfach zu Weihnachten (oder kurz davor oder danach) Nächte mit seiner Mutter und Schwester im Luftschutzbunker mit fremden Menschen verbracht. Unsere Mütter und Väter, Großmütter und Großväter mussten mehrere Weihnachten auf lieb gewordene Gewohnheiten verzichten – an der Front, im Luftschutzbunker, auf der Flucht, in der Gefangenschaft oder immer noch in der Nachkriegszeit. Aber danach gab es eben noch viele Weihnachten mit und in der Familie. Ich möchte alle bitten, aktiv an der Einhaltung der Maßnahmen und Beschränkungen mitzuwirken. In einer Zeit, in der wir mit Skype oder GoTo-Meeting und anderen Medien sowohl mit Bild als auch Wort mit unseren Familien kommunizieren können, sollte dies eine hinnehmbare Last sein. Das Impfen wird in Kürze beginnen und ich bin mir sicher, Weihnachten 2021 wird wieder sein wie früher.“